datvera seine welt |
Sonntag, 13. September 2009
Jonathan Franzen: Die Korrekturen
datvera, 22:32h
Es gibt so Bücher, da hängt man irgendwie dran. Von den Korrekturen habe ich damals, als das Buch erschien, so viel Gutes gehört, dass ich irgendwie vorab geahnt habe, dass es mir gefallen würde und dann hatte da noch jemand die Ahnung und hat mir die recht schwere gebundene Ausgabe zu Weihnachten geschenkt :) Die habe ich damals so flott und begeistert durchgeheizt, dass es jetzt ganz gut war, den Band nochmals zu lesen. Inhaltlich geht es um die Familie Lambert, deren mittlerweile an Parkinson leidendes Oberhaupt Alfred sich vom eigenbrötlerischen Tyrannen zum pflegebedürftigen älteren Mann gewandelt hat. Er ist verheiratet mit Enid, deren Glück immer in der Zukunft liegt, in Träumen ihres Lebens, die sich so nicht erfüllen. So wünscht sie sich nichts sehnlicher als ein letztes Weihnachten mit ihren Kindern Gary (kurz vor der Depression, aber zu rational, um sich darauf einzulassen), Chip (durch nunja Neigungen beruflich nicht mehr obenauf) und Denise (ehrgeizig und auf der Suche nach etwas, was Emotionen in ihr lockt), die ihrem Elternhaus und ihrer Kindheit äußerst distanziert gegenüberstehen. Klingt erstmal banal, ist aber so großartig formuliert, dass ich auch über die mich nicht sehr berührende Episode in Litauen hinwegsehen kann. Insgesamt werden die fünf Hauptpersonen sowohl in Innen- als auch Außensicht derartig plastisch geschildert, dass ich nahezu das Gefühl hatte, diese Personen zu kennen. Dabei ist Franzen nicht rücksichtsvoll, was Schamgrenzen angeht. Wo andere ausblenden, hält er drauf und zeigt die Personen schonungslos, aber dadurch umso echter. Da blickt man in Abgründe, in Taktiken, eine Beziehung in Richtungen zu lenken, die man vor sich selbst nicht einmal zugeben wollen würde. Das Ganze ist durchzogen von satirischen Episoden, die aber nicht störend wirken, sondern eher eine umfangreiche Palette an Leben zeigen. Man muss sich also auf etwas schwerere Kost einstellen, das ist kein Schmöker, der nach dem Lesen wieder aus dem Kopf verschwindet. Das ist eher ein Meilenstein, bei dessen Entstehung ich mal live dabei sein konnte ;)
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Letzte Aktualisierung: 2009.09.13, 22:32 status
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