datvera seine welt
Donnerstag, 9. Juli 2009
Richard Yates: Eine besondere Vorsehung
Nach meinem zweiten Roman von Richard Yates muss ich mich fragen: Warum zur Hölle ist der Mann nicht bekannter? Eine besondere Vorsehung beobachtet Robert Prentice und seine Mutter Alice, die beide eine Vision von ihrem zukünftigen Leben haben, daran aber beständig scheitern. Alice sieht sich als Künstlerin, immer die (niemals) kommende Einzelausstellung im Kopf, Robert hat kein so konkretes Ziel, aber ein Bild von sich vor Augen, das er nie ausfüllen kann. Er wird als Soldat im Zweiten Weltkrieg in Europa stationiert und scheitert dort größtenteils, zwischenmenschlich und in den erwarteten Handlungen. Dabei sieht er vor sich genau das, was oder wie er sein möchte: ein Soldat unter vielen, die sich lachend auf die Schulter klopfen, eine Gruppe, zu der er gehört, wenn möglich auch Heldentaten, über die man spricht. In Gedanken schreibt er bereits den Kindern seiner (noch nicht) gefallenen Kollegen und gehört doch niemals wirklich dazu. Alice zieht mit ihm als Kind (in einem separaten Kapitel) bei jeder Schwierigkeit (meist finanziell) in eine neue Stadt, gesteht sich aber nie ein, dass sie versagt hat und hält eisern an ihrem Selbstbild fest.
Yates schreibt über die beiden völlig ohne Wertung, aber doch so, dass man in ihren Köpfen steckt. Da wird nichts unnötiges gesagt, die Sprache ist absolut reduziert, auf den Punkt formuliert und so präzise, dass man detailliert vor sich sieht, was beschrieben wird. Ich bin mehr als begeistert und freue mich darauf, alles von ihm zu lesen - und dann nochmal von vorne!

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Mittwoch, 10. Juni 2009
Richard Yates: Zeiten des Aufruhrs
Den Roman habe ich (aus Interesse an Literaturverfilmungen) eigentlich nur als Vorbereitung für die Filmrezeption gelesen, aber jetzt zählt er ganz klar zu meinen Lieblingsbüchern. Viel mher möchte ich dazu auch gar nicht schreiben, den Roman sollte jeder gelesen haben! Es ist eine wie ich finde zeitlose Geschichte, die zwar in den 50ern angelegt ist, aber von den inneren Ereignissen und Konflikten auch jetzt spielen könnte. Interessant fand ich die aus der Bücherei ausgeliehene Version aus der Manesse-Bibliothek der Weltliteratur mit einem Nachwort über autobiografische Züge des Romans, die auf manche Punkte, die fast satirisch wirken, ein anderes Licht werfen. Am Sonntag habe ich dann endlich die Verfilmung mit Kate Winslet und Leonardo di Caprio gesehen und muss sagen: Besser kann man es nicht machen! Vom Schauspielerischen über das Optische bis hin zur Verkürzung der Story aufs absolut Wesentliche war ich völlig hin und weg und bin auch heute, am Mittwoch, noch ganz enthusiastisch. Dies ist eine Kaufempfehlung! Die DVD gibt es übrigens seit ein paar Tagen.

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Haurucki Makkaroni und das leichte Abendessen
In den letzten Jahren habe ich immer mal wieder Romane und Kurzgeschichten von Haruki Murakami gelesen und bin immer wieder von ihm begeistert. Ich habe keine Ahnung, wie er es macht, aber beim Lesen räumt er mir den Kopf auf, selbst wenn teilweise äußerst wirre Dinge in diversen Welten passieren. Er schreibt so klar und die Figuren tun immer nur eine Sache auf einmal und mit vollem körperlichen und geistigen Einsatz, vielleicht ist das der Punkt. Vielleicht ist es auch einfach nur sehr japanisch alles und der Japaner an sich ist einfach so? Auf jeden Fall gibt es so viele Wiedererkennungspunkte, über die ich mich immer wieder freue, wie das berühmte leichte Mittag- oder Abendessen, das sich jemand zubereitet oder die Katzen, die vorbeikommen, eiskalte Dosen Bier, Rucksackreisen, Einsamkeit... Ich find den toll. So. Muss auch mal gesagt werden. In diesem Sinne alles Gute zum 60sten (nachträglich)!

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Freitag, 27. Februar 2009
Daniel Kehlmann: Ruhm
Nachdem ich vor einiger Zeit die Vermessung der Welt zu Recht ans Herz gelegt bekam, habe ich nun auch das neue Buch von Daniel Kehlmann gelesen und finde "Ruhm" noch einmal deutlich besser! Der Roman besteht aus 9 Geschichten, die durch Kleinigkeiten miteinander verwoben sind, durch Geschichten vom Lesen und Schreiben und Geschriebenwerden - kurzgefasst. Besonderen Spaß hat es gemacht, die Verbindungen unter den Storys zu finden, aber das ist wohl so eine Krankheit bei Leuten, die gerne Lost sehen ;) Toll fand ich die Stiländerung von Person zu Person, großartiges Geschwurbel beim einen (siehe Zitat unten), Internet-Posting-Gestammel beim anderen, dabei eine Art von Humor, die viele sicher fein nennen würden, was mir aber zuwider ist. Das einzige was mich stört - aber nicht nur bei Kehlmann sondern bei vielen "jüngeren" deutschen Autoren: Die Figuren können nicht einfach mal ihrem Alter gemäß Horst heißen, Erwin oder sonstwie authentisch, da muss immer nach Kinder-Wunschnamen benannt werden: Leo, Hannah, Elisabeth, Luzia, lauter unter *räusper* Nicht-Prekariatlern kaum gebräuchliche Hipp-Namen. Meiner Meinung nach geht damit Atmosphäre verloren, die man mit einem einfachen Heinz oder einer Nadine vielleicht mal schaffen könnte. Wenn ich mich jetzt ganz weit aus dem Fenster lehnen würde, würde ich vielleicht schreiben, dass man mit anderen Namen ja schon eine Art Hoffnungslosigkeit assoziiert, aber so weit würde ich nicht gehen. Hüstel. Naja, nach diesem Exkurs zu meinem einzgen Kritikpunkt noch ein Zitat, einen wie ich finde so wundervoll hingesalbten Satz, dass man beinahe darüber nachdenkt, ihn sich tätowieren zu lassen:
"Miguel Auristos Blancos, der vom halben Planeten hochverehrte und vom halben milde verachtete Autor von Büchern über Gelassenheit, innere Anmut und die Suche von Lebenssinn beim Wandern über hügeligen Wiesengrund, betrat gemessenen Schrittes das Arbeitszimmer im vorderen Teil seiner Penthousewohnung im Hochhaus über der glitzernden Küste der Stadt Rio de Janeiro."
Großartig!

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Mittwoch, 12. November 2008
Sadie Jones: Der Außenseiter
Hui und wieder eins abgehakt! Schnell-Lesen ist entweder ein Zeichen für große Spannung oder für schnelles Hinter-sich-Bringen: In diesem Falle ist es Antwort b. Der Außenseiter ist ein Roman, der im ländlichen, aber stadtnahen England der 50er Jahre spielt, Lewis die Hauptperson, dessen Mutter in seinem Beisein ertrinkt, als er 10 ist. Der Rest des Romans liest sich wie der Wikipedia-Artikel zum Thema Borderline-Persönlichkeitsstörung, aber ein Happy End wird auf den letzten paar Seiten doch noch hanebüchen zusammengeschustert. Vielleicht sollte ich nicht mehr auf Tipps von Christine Westermann hören??? Was mich wieder einmal wundert sind die kritikfreien Kmmentare bei Amazon, entweder bekommt niemand mit, wie unglaublich offensichtlich der Roman konstruiert ist, die Leute wollen es nicht sehen oder die Kommentare sind gekauft. Alles nicht so doll oder? Hoffentlich ist das nächste Buch mal wieder besser!

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Samstag, 8. November 2008
Sven Regener: Der kleine Bruder
Die Mutti hat im Moment nen Flow und daher schon wieder ein Buch durch. Nachdem ich letztes Jahr im Urlaub begeistert Neue Vahr Süd gelesen hab und auch Herr Lehmann sehr mochte, habe ich mich auf den kleinen Bruder gefreut, da sich Sven Regener ja bisher mächtig gesteigert hat. Betonung auf bisher, denn den kleinen Bruder kann man getrost einfach weglassen. Doofe Geschichte, es passiert nix, endlose doofe Dialoge reihen sich aneinander, grenzen an endlose Wegbeschreibungen und ich habe innerlich (und sicher auch laut) gerufen: Komm zum Punkt! Aber isser nich. Schade, aber Neue Vahr Süd war wirklich großartig, da muss sich der Herr R. immerhin nicht fürs Lebenswerk schämen. Mein Tipp: Die Trilogie erweitern und nen neuen kleinen Bruder schreiben, ist noch genug Zeit bis zur Wende, über die man berichten kann. Muss ja auch nicht immer alles ne Trilogie sein, nur weil´s dafür schon ein Wort gibt.

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Dienstag, 4. November 2008
Paul Auster: Mann im Dunkel
Frisch beendet habe ich Mann im Dunkel vom Auster-Paul, von dem ich schon so einige Bände begeistert gelesen habe. Aber der neue Roman, nunja... Altbekanntes zusammengeschustert, diesmal mit aktuellem Hintergrund USA im Krieg. Vielleicht wirkt der Band auf mich deshalb auch eher hingeschlunzt um der Aktualität willen. Es geht knapp gesagt um einen alten Schriftsteller bzw. Rezensenten, der invalide und schlaflos im Bett Geschichten erfindet. Eine wird ausgeführt, knapp gesagt geht es auch um den Schriftsteller, der in einer Parallelwelt einen Krieg erdichtet und darum ermordet werden soll. So weit so nett, man wartet ja auf den austerschen Aha-Wendepunkt, aber was ist: Bumm, der Mörder wird vorher erschossen, Ende der Geschichte in der Geschichte. Der Rest des Romans ist ein Dialog zwischen dem Schriftsteller und seiner Enkelin, in der er seine Lebensgeschichte erzählt. Klingt deutlich netter als es ist, der Dialog ist nach schönster Daily-Soap-Manier gestrickt und sprachlich gegen null ausgefeilt. Ich bin froh, dass es sich nur um knapp 220 Seiten handelt, dann war es schnell vorbei. Vielleicht sollte sich Herr Auster beim nächsten Mal etwas mehr Zeit lassen und lieber wieder etwas zeitloses schreiben. Seltsamerdings bedenken die Käufer bei amazon.de den Band mit höchstem Lob. Aber ich muss ja nicht alles verstehen ;)

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Freitag, 17. Oktober 2008
Das Frustjobkillerbuch
Wie jeder Mensch in Lohn und Brot bin ich auch manchmal (hüstel) nicht ganz so zufrieden mit meinem Job, vertrete aber trotzdem die Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit, durch Jobwechsel zufriedener zu werden, gegen Null tendiert. Da spricht mir ja die Werbung und das allgemeine Lob des Frustjobkillerbuchs aus dem Herzen, also habe ich es in der Bücherei bestellt und flugs abholen können. Da ich es immer vor dem Einschlafen lese, bin ich gerade erst mal halb durch, das hat aber auch nicht lange gedauert, denn bisher kam nicht wirklich viel, was mir zu denken gibt, eher manche gebetsmühlenartige Wiederholung. Wie es ja auch immer so ist, schrappen die Beschreibungen und Tipps in vielen Fällen dicht an meiner Lebenswirklichkeit vorbei, dicht, aber eben vorbei. Höhepunkte sind eigentlich bisher die Anekdoten wie die von der Fernsehjournalistin, für die auch täglich neue Nachrichten sich von Jahr zu Jahr wiederholen und auch sie sich so gelangweilt immer gleichen Inhalten gegenüber sieht. Fazit bisher: Das Gehalt ist immer zu niedrig, weil es im Vergleich immer jemanden gibt, der mehr bekommt. Außerdem müssen wir damit leben, dass wir als Individuum - wie die 6 Milliarden anderen auf der Welt - aus rein logistischen Gründen nicht immer die Aufmerksamkeit bekommen, die wir gerne hätten und (was mir sehr gut gefällt) bei Ungerechtigkeiten rein statistisch auch hin und wieder mal auf der profitierenden Seite stehen. Schöne Gedanke, aber hätte man auch einmal und kürzer sagen können ;)
Bin mal auf den Rest gespannt, sollte sich noch etwas Gravierendes an meinem Eindruck ändern, schreibe ich ein Update.

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Freitag, 10. Oktober 2008
Jonathan Franzen: Die Unruhezone
Mein Plan ist, hier immer mal wieder Eindrücke zu berichten von dem, was ich gerade so lese. Letzten Samstag bin ich nun in der Buchandlung über Die Unruhezone gestolpert und habe mich direkt vor Ort festgelesen. Nachdem Die Korrekturen zum festen Bestandteil meiner immerwährenden Lieblingsbücher gehört, bin ich immer ganz wuschig, wenn ich etwas neues von Franzen finde. Die 27ste Stadt fand ich auch ganz gut noch nach den Korrekturen, Schweres Beben hab ich nicht durchgehalten. Aber was soll´s, das war eh sein Frühwerk, die Unruhezone dagegen ist neu. Und autobiografisch und gewohnt toll geschrieben. Gestern hat mir in der Bahn zur Arbeit ein Kapitel über den Einfluss der Peanuts auf seine Jugend so gut gefallen, dass ich mir erstmal einen Wälzer zum 50jährigen Jubiläum der Peanuts ausgeliehen habe: Super! Es lohnt sich wirklich, Franzens Sicht auf die Peanuts zu lesen. Ich bin noch nichts sehr weit, finde das Buch aber jetzt schon toll, allein wegen dieser Episode.

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Letzte Aktualisierung: 2009.09.13, 22:32
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